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    Der Knochenfisch
von Sascha Kellersohn
   


Spricht man im allgemeinen von Fischen, werden nach gängiger Auffassung der meisten Menschen, alle im Wasser lebenden, fischähnlichen Tiere gemeint. Doch diese Auffassung ist nicht ganz richtig. Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, werden die "Fische" aus Sicht der Taxonomen, in zwei Klassen unterteilt. Man unterscheidet zwischen Knorpelfischen (Haie, Rochen und Chimären) und den Knochenfischen. Rein wissenschaftlich haben die Knorpelfische, recht wenig mit den allgemeinhin unter der Klasse der Knochenfische zusammengefassten Süß- und Salzwasserfischen unserer Erde gemeinsam. Darum werden sie auch in der Rubrik "DIE KNORPELFISCHE" genauer beschrieben.

Knochenfische gibt es in den unterschiedlichsten Formen und Farben. Sie leben sowohl in Süß- als auch im Salzwasser. Doch so unterschiedlich ihr Erscheinungsbild ist, haben doch fast alle Tiere generelle Gemeinsamkeiten in Aufbau und Aussehen.

   
  Allgemeiner Aufbau eines Fisches
Allgemeiner Aufbau vieler Fische
 
 
Die Flossen


Die Flossen der Knochenfische bestehen aus knorpeligen oder kochigen Strahlen, die meist durch eine dünne Hautschicht miteinander verbunden sind. Oftmals sind diese Strahlen mit spitzen Stacheln besetzt, die u.a. auch Gifte injizieren können. Man unterscheidet im wesentlichen zwischen den paaren und unpaaren Flossen. Zu den paaren Flossen zählen alle Flossen, die auf beiden Körperhälften des Fisches vorhanden sind, wie Bauch- und Brustflossen. Bei den Höheren Wirbeltiere entsprechen diese unpaaren Flossen, den vorderen und hinteren Gliedmaßen. Bei den unpaaren Flossen handelt es sich um die Schwanz-, Rücken- und Afterflosse. Alle diese Flossen findet man nur einmal am Körper des Fisches. Einige Arten (Solmoniden) haben drüber hinaus ein weitere kleine Flosse hinter der Rückenflosse entwickelt, die Fettflosse, welche aber keine Strahlen besitzt. Zur schnellen und effizienten Fortbewegung wird im wesentlichen die Schwanzflossen eingesetzt, während die anderen Flossen meist bei langsamen Schwimmbewegungen und zur Navigation eingesetzt werden.

 
  Sinnesorgane / Seitenlinie

Die meisten Knochenfische besitzen recht gut entwickelte Sinnesorgane. Sie können sehen, riechen, hören, schmecken, und fühlen. Jedoch sind die einzelnen Sinne bei den Fischen unterschiedlich gut entwickelt. Je nach Lebensart sind einzelne Fähigkeiten besonders entwickelt. So besitzen die meisten tagaktiven Räuber ein ausgesprochen gutes Sehvermögen. Ihre Augen haben sich besonders gut entwickelt. Nachtaktive Tiere, wie z.B. die Muräne, verfügen über einen besonders gut entwickelten Geruchsapparat um Beute auch bei völliger Dunkelheit zu erbeuten. Ein weiteres Sinnesorgan, welches allen Landlebewesen fehlt ist das Seitenlinienorgan. Es zieht sich als eine Art Linie mittig entlang der Flanken vom Kopf bis zur Schwanzwurzel. Das Seitenlinienorgan ist nicht immer deutlich als Linie zu erkennen. Manchmal lässt es sich nur als dunkler Schatten erahnen oder ist nur durch eine Punktlinie zu erkennen. Mit dem Seitenlinienorgan können Fische durch Poren in den Schuppen, die mit dem Seitenlinienkanal unterhalb der Schuppen verbunden sind, kleinste Druckwellen wahrnehmen. Der Seitenlinienkanal ist mit einer Vielzahl von Nervenenden verbunden, die kleinste Druckwellen spüren, die von Gegenständen und anderen Tieren im näheren Umfeld ausgehen. Dies funktioniert sogar bei starker Wasserbewegung und extrem schlechter Sicht. So bekommt der Fisch selbst bei Dunkelheit ein recht gutes Bild seiner Umgebung.
 
  Schuppen

Fast alle Knochenfischarten verfügen über ein Schuppenkleid, das den gesamten Körper zum Schutz vor mechanischen Verletzungen und Krankheiten bedeckt, wobei die Schuppengröße bei den einzelnen Arten stark variieren kann. Bei einigen Arten sind die einzelnen Schuppen so klein, das wir sie beim bloßen Anschauen des Fisches nicht sehen können (Aale). Die Schuppen liegen generell dicht nebeneinander und überlappen teilweise die nächste Reihe. Das Schuppenkleid ist von einer dünnen Schleimhaut überzogen, die den Fisch vor Bakterien schützt. Verliert ein Fisch Schuppen, ist dies nicht weiter tragisch, denn sie wachsen im allgemeinen wieder nach. Jedoch bietet die schuppenfreie Fläche bis zum Nachwachsen eine besonders gute Angriffsfläche für Krankheiten, Infektionen und Parasiten. Man sollte deshalb zum Schutze des Tieres Fische generell nicht berühren, da durch eine Berührung, auch ohne Schuppenverlust, die Schleimhaut so geschädigt werden kann, dass Bakterien den Fisch befallen und er daran zugrunde gehen könnte. Bei den Knorpelfischen ist die Haut von pilzähnlichen Hautzähnen bedeckt, die sehr stark den Zähnen der einzelnen Arten nachempfunden sind. Näheres zum Thema finden Sie in unserer Rubrik "DIE KNORPELlFISCHE".

 
  Die inneren Organe eines Fisches
Die inneren Organe eines Knochenfisches

 
  Die Schwimmblase

Die Schwimmblase ist eine Weiterentwicklung der Lunge, wie sie bei den urzeitlichen Fischen vorhanden war. Mit der Schwimmblase können sich Knochenfische in allen Wassertiefen "austarieren". Mit Hilfe einer Drüse kann der Knochenfisch die Luftmenge im Inneren der Blase kontrollieren und somit stets das gleiche spezifische Gewicht annehmen, ohne Rücksicht auf die Wassertiefe. Man könnte auch einfachheitshalber sagen, dass die Schwimmblase eine Art Balancierorgan darstellt. Wenige Fischarten verfügen auch heute noch über Lungen oder eine Verbindung vom Rachenraum zur Schwimmblase, ähnlich einer Luftröhre.

 
  Die Kiemen

Wie alle Tiere benötigen auch Knochenfische Sauerstoff zum Leben und da sie im Wasser leben, müssen sie sich den Sauerstoffgehalt des Wassers zunutze machen. Dazu verwenden Knochenfische im allgemeinen Kiemen. Es handelt sich dabei um dünnhäutige, stark mit Blut gefüllte feine Kiemenblättchen die in mehreren Reihen unter den
Aufbau einer Kieme
  Aufbau einer Kieme
Kiemendecken verborgen sind. Durch die ständige Zirkulation von Wasser durch die Kiemen werden Blut und Wasser in einen so engen Kontakt gebracht, so dass es bei einem höheren Sauerstoffgehalt des Wassers zu einem Gasaustausch kommt (Diffusion). Dabei dringt der Sauerstoff über die stark mit Blut angereicherten Kiemen- blättchen in das Blut ein und gelangt so in den Blutkreislauf des Tieres. Bei den meisten Knochenfischen fließt das frische Wasser durch rhythmisches Heben und Senken der Kiemendeckel durch die Kiemenblättchen. Langsames und ruhiges Heben und Senken ist ein Indiz für einen guten Sauerstoffgehalt des Wassers. Doch nicht bei allen Fischen geschieht der Wasserfluss in den Kiemen durch Bewegungen der Kiemendeckel. Einige Arten haben sogenannte inaktive Kiemen, sie fügen ihren Kiemenplättchen frisches Wasser zu, indem sie mit geöffnetem Maul
Schnitt durch ein Kiemenblättchen
 Schnitt durch ein Kiemenblättchen
durch das Wasser schwimmen, so dass ein ständiger Wasserdurchfluss zu den Kiemen gewährleistet ist. Diese Fische müssen immer in Bewegung sein, da sie sonst ersticken würden. Bei einigen Meerestieren, wie bei einigen Arten der Knorpelfische, dienen die Kiemen auch als Nahrungsaufnahmeorgan. Mit Hilfe ihrer Kiemen filtrieren sie Plankton und kleine Organismen aus dem Wasser. Dabei fungieren die Kiemen als eine Art Fangsieb (Manta, Walhai).

 
  Muskeln

Knochen- und Knorpelfische besitzen im Gegensatz zu Säugetieren zwei
Querschnitt Knochenfisch
 Querschnitt Knochenfisch


unterschiedliche Arten von Muskeln, die für bestimmte Aufgaben eingesetzt werden. Man unterscheidet zwischen roter und weißer Muskulatur. Die roten Muskeln arbeiten allgemein bei langsamer Dauerleistung, wohingegen die weiße Muskulatur für kurzfristig hohe Leistungen eingesetzt wird. Sie ist schwach durchblutet und macht bei den meisten Fischen den größten Teil des Fischfleisches aus. Bei schnellen Dauerschwimmern wie Thunfischen, Makrelen und einigen Haien sind jedoch die roten Muskeln stärker entwickelt als die weißen. Generell versuchen Fische ihre weiße Muskulatur nur einzusetzen, wenn es auch wirklich notwendig ist, wie z.B. bei der Nahrungsjagd oder der Verteidigung, da die nur schwach durchblutete weiße Muskulatur recht lange zur Regeneration benötigt. So braucht ein Fisch der am Angelhaken um sein Leben kämpft, ca. 24 Stunden um seine Energiereserven zu regenerieren.